…What they write
Wolfgang Spindler von der Frankfurter Rundschau schrieb:
Mit Blues von gestern zur Musik von Morgen
Die Aschaffenburger Future Music School feiert ihr zehnjähriges Bestehen
Musikschulen gibt es viele in Deutschland, vor allem viele private: Ein hartes Geschäft, das dem Wechsel elterlicher Geschmäcker, Moden und Konjunkturen unterworfen ist wie kaum ein anderes. Nur sehr wenige dieser Institutionen widmen ihr Programm exklusiv der populären Musik, sprich dem Blues, dem Jazz, dem Rock, der Volksmusik. Das ist kein Wunder, denn im Gestrüpp deutscher Bildungsverordnungen gilt die angeblich leichte Muse noch immer als leichtes Spiel, kaum förderungswürdig. Wenn an deutschen Schulen irgendwo gespart wird, dann zuallererst am Musikunterricht — eine große Dummheit, wie inzwischen auch Wissenschaftler ganz anderer Disziplinen mit Hinweis auf die Entwicklung von Intelligenz und sozialer Kompetenz beim Nachwuchs monieren.
In unmittelbarer Nähe Frankfurts feiert nun die größte und erfolgreichste deutsche Privatschule ihrer Art ihr zehnjähriges Jubiläum: Im Sommer 1991 gründeten der Schlagzeuger Lexel Hain und der Gitarrist Markus Wittmann, beide damals frisch gebackene Absolventen des Music Institute of Los Angeles, in Aschaffenburg die Future Music School (FMS). Was begann wie ein romantisches Wohngemeinschaftsprojekt zweier Ex-Studenten mit 5.000 Mark im Sparstrumpf, „stand am Eröffnungstag mit fast einer Viertelmillion Mark in der Kreide“, erinnert sich Wittmann. „Etwas naiv“ sei man gewesen, meint auch Lexel Hain, dessen unverbrüchlicher Humor neben Wittmanns solider Beratung durch einen Banker-Freund die Schule auch schon mal vor dem Garaus rettete. Inzwischen jedoch ist dies Blues von gestern: Zwischen 500 und 600 Studenten zählt die Schule heute pro Jahr. Sie trägt sich selbst, kommt ohne Subventionen aus und lockt sogar Kunden aus den USA und Korea an.
„Die Schule ist in den letzten zwei, drei Jahren förmlich explodiert“, konstatiert auch Michael Sagmeister, der seit gut einem Jahr ordentlicher Professor an der Frankfurter Musikhochschule ist und schon von Anfang an das „Professional Program“ an der Future Music School nicht nur leitet, sondern an zwei Tagen pro Woche auch unterrichtet: „Hier ist das Potenzial vorhanden, eine der besten und angesehensten Musikschulen Europas hervorzubringen.“ Sagmeister führt dies zurück auf das „teilweise verblüffend professionelle Engagement auch der ganz jungen Schüler“ und ihren Spaß an der Sache. „Zu uns“, weiß auch Schulleiter Hain, „kommt eben niemand gezwungenermaßen.“
Die Schule lebt nicht zuletzt vom internationalen Ruf ihrer Dozenten. Neben Michael Sagmeister unterrichten dort zwei andere E-Gitarristen von großem Szene-Renommee: zum Beispiel Rolf Bussalb, Tour-Gitarrist von Nigel Kennedy, und Thomas Langer, der nicht nur mit Aki Takase Tourneen und Schallplatten produzierte. Besonders stolz ist Schulleiter Hain auf den Trommler David Haynes, der nach abolviertem FMS-Studium schnurstracks bei Lee Ritenour, Joe Zawinul und Prince an den Trommeln rührte.
Das salopp „ProPro“ genannte „Professional Program“ ist jedoch nur das Zugpferd, nicht das Zentrum der Schule. Gut ein Viertel ihrer Energie verwendet Hain und Wittmann auf „musikalische Früherziehung von Kindern zwischen 18 Monaten und acht Jahren“. Auf der Jubiläumsveranstaltung im Aschaffenburger Stadttheater waren am Wochenende denn auch manch erstaunliche Talente am Klavier zu hören. Dem natur- und kinderlieben Schulleiter Hain ist so etwas besonders wichtig: „Es sind die Eltern, die mit motivieren müssen. Nur zum Unterricht hier mit dem Auto abliefern und abholen, reicht nicht. Die müssen die Kids fragen: Was hast Du gelernt, was sollst Du üben? Spiel doch mal!“
Den Löwenanteil am Programm der FMS bildet jedoch, zu etwa 60 Prozent, der Instrumentalunterricht an Trommeln, Gitarre, Klavier und Stimme. Alles folgt einem Curriculum, das jedoch „nicht staatlich bestimmt ist.“ Den Zwängen der Bürokratie, „diesen teilweise überkommenen Vorstellungen von Musikerziehung“ wollten sich die in USA geschulten Musiker Hain und Wittmann nicht unterwerfen. „Hier in Aschaffenburg läuft es sowieso etwas anders als in einer Großstadt“, freut sich Hain. „Wenn jemand zu uns kommt und klassisch Cello lernen will, gebe ich ihm Telefonnummer, Ansprechpartner und Anfahrtskizze der städtischen Musikschule. Prima ist: Umgekehrt läuft es genauso.“ Hain gibt bis heute an seinem alten Gymnasium Schlagzeugunterricht und ist voll des Lobes über die musikalische Infrastruktur in der kleinen Unterfranken-Metropole: „So einen Club wie den Colos-Saal zum Beispiel kannst Du in ganz Deutschland mit der Lupe suchen.“
Nicht zuletzt dank dieser Nähe zum attraktiven Live-Club, aber auch anderen Einrichtungen wie guten Musikläden rekrutiert die FMS Dozenten von internationalem Rang. Die geben Sommer-Seminare oder auch mal ein ganzes Semester. Und so passiert das, was einem musikbegeisterten jungen Menschen Selbstbewußtsein verschafft: Nähe zum realen musikalischen Geschehen, Anekdoten aus dem Bühnenleben und verratene Tricks der Stars. Vielleicht deshalb wählte Michael Sagmeister als Abschluss-Stück für die Jubiläumsveranstaltung im Aschaffenburger Theatersaal sein selbstkomponiertes Instrumental mit dem Titel „Take It Easy“.
Die Schule macht es ihren Interessenten einfach. Zwischen „Schnupperstunden“, anspruchsvollem Instrumental-Unterricht und einjährigem Fulltime-„ProPro“-Studium ist alles möglich. Auch ein einwöchiges Sommer-Seminar steht auf dem Programm. Alles zu durchaus solidarisch zu nennenden Preisen.
„Gerade für angehende Sänger und Sängerinnen“, weiß Lexel Hain, „ist es besonders schwierig, die Angst zu überwinden.“ Das daraus erwachsene pädagogische Konzept ist aller Ehren wert, und die beiden Schulleiter sind das geblieben, was sie immer waren: Musiknarren, die sich auch mal in schweißtreibende Verkleidung schmeißen, um zu überzeugen.
Frankfurter Rundschau, Juli 2001
Mario Garruccio
(Interview STICKS 07/2005, Tom Schäfer)
„…Musik hat mir von Anfang an sehr viel bedeutet und ich hatte mir damals das feste Ziel gesetzt, Schlagzeuger zu werden. Zumindest wollte ich es probieren, um mir später nicht den Vorwurf machen zu müssen, es nicht versucht zu haben.“
STICKS: Nun, das hat ja gut funktioniert! und deine Credit-Liste bietet eine Vielfalt von unterschiedlichsten Bands und Acts mit denen du zu tun hattest. Wie kann man diesen Spagat, unterschiedliche Styles zu spielen, mental bewältigen?
„Was die „Birne“ angeht, so gibt’s sicherlich auch mal harte Phasen. Aber Vielseitigkeit bringt einem auch viele Kontakte, und die sind unheimlich wichtig für jemanden, der als Freelance-Drummer im Business steht. Mit unterschiedlichen Künstlern zu arbeiten hat mir enorm in meiner Stilentwicklung geholfen. Für mich ist es wichtig, das Feel in den Vordergrund zu stellen, eine innere Ruhe zu entwickeln und so zu spielen, dass es sich organisch anhört… aus dem Bauch heraus.“
STICKS: Ein gutes Fundament hast du ja auch schon durch das Studium an der FUTURE MUSIC SCHOOL bekommen. Was war dabei rückblickend elementar wichtig für dich?
„Dass meine Lehrer von ihrer Spielweise und auch bon ihrem Wesen sehr unterschiedlich waren. Claus Hessler – „der Technikpapst“, Dieter Steinmann – „die Zwei und Vier“ und Chris Maldener – genau „in between“. Und gerade auch durch den unterschiedlichen Background der Dozenten konnte ich ein breites Spektrum an Unterrichtsstoff aufnehmen.“
STICKS: Was hast du im Anschluss an diese Ausbildungszeit getan, um dich in der Szene zu etablieren?
„Mit Abschluss der „ProfessionalProgram“-Ausbildung bekam ich sogleich einen Lehrerjob an der FUTURE MUSIC SCHOOL. Das war natürlich super, weil ich damit ein finanzielles Standbein hatte und nicht auf Teufel komm raus jeden Drummer-Job annehmen musste. Ich hatte niemals die Vision, 100 Gigs mit Lederhose in einer Tanzkapelle zu spielen. Denn ich bin überzeugt davon, dass der Energiefaktor am höchsten ist, wenn man Dinge tut, an die man selber glaubt. Durch die FUTURE MUSIC SCHOOL hatte ich einen guten Draht zu Martin Geiberger, der den örtlichen Drumshop hat und mir viele Kontakte vermittelte. Durch ihn kam ich allmählich in die interessanten Kreise. Plötzlich war ich im Umfeld der Leute um Xavier Naidoo und hatte das Glück, einige Jobs mit Edo Zanki, Kosho oder jetzt mit Glashaus zu spielen.“
STICKS: Welche Neuentwicklung an Instrumenten hat dich in der letzten Zeit am meisten interessiert?
„Die Sabian Vault Crashes! Ich finde, dass diese Cymbals flexibel und geschmackvoll klingen, z.B. fangen die Vault Crashes da an, wo die Evolution Crashes aufhören. Die Evolution Crashes klingen bis zu einer gewissen Lautstärke super, wird es mal lauter, sind die Vaults perfekt. Toll find ich auch die Remo Mondo Snaredrums, gerade für unplugged Gigs oder einfach als flexible Sound-Quelle, da man sie ohne Snareteppich wie eine Conga auch mit den Händen spielen kann.“
STICKS: Warum spielst du Pearl Drums?
„Weil ich das Gefühl habe, auf diesen Trommeln nach mir zu klingen.“
STICKS: An welchem spieltechnischen Detail hast du dir schon mal die Zähne ausgebissen?
„An der Moeller-Technik! Es war eine heftige Umgewöhnung von herkömmlichen Techniken auf Moeller zu wechseln, da die Bewegungsabläufe erst mal verinnerlicht werden müssen… und das dauert seine Zeit. Allerdings hat es mir viel gebracht, was entspannteres und organischeres Spielen anbelangt.“